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J. Ulrike Schumacher Lilienthal -Weser Kurier

Wo die Kälte messerscharf ins Gesicht schneidet

Lilienthaler Publikum „reiste" mit Dagmar Papula zu den Indianern im Reservat Attawapiskat An einen Ort zu reisen, an den sich „kein Kanadier freiwillig begibt" - Dagmar Papula und Norbert Kentrup haben es gewagt. Eine Woche lang lebten die beiden Schauspieler der Bremer Shakespeare Company in einem Indianer-Reservat im Norden Ontarios. Es war eine „Reise in die große Kälte", wie Dagmar Papula später den Reisebericht nennen wird...Temperaturen von minus 45 Grad sind in Attawapiskat keine Seltenheit. Die Indianer haben sich längst mit der „gnadenlosen Kälte" arrangiert. Für den Besuch aus Europa bedeutet das eisige Umfeld eine gewaltige Umstellung. Hatte man nicht einen lauen Spätsommerabend? Daran war kaum noch zu denken. Längst hatte die Autorin mit schauspielerischer und erzählerischer Gabe ihr Publikum ins spärliche Milieu ihrer Gastgeber entführt...Zweieinhalb Stunden lang tauchten die Zuh&oouml;rer gemeinsam mit Dagmar Papula ins Reservat-Leben ein.
Die Autorin hat nichts gesch&oouml;nt. Sie hat nicht die vielen Probleme verschwiegen, die zwangsläufig auftreten müssen, wenn man Menschen aus ihrer angestammten Kultur herausreißt: Das Nichtstun, zu dem die Indianer letztendlich mit der finanziellen Unterstützung des Staates verdammt sind. Der Alkohol, der die Menschen immer weiter in den Sumpf zieht und die vielen zwischenmenschlichen Probleme, - seit „der weiße Mann die Indianer gelehrt - hat, dass Frauen weniger wert sind".
Die beiden Schauspieler haben eine beeindruckende und faszinierende Reise erlebt. Schließlich müssen auch die Zuh&oouml;rer ...den hohen Norden Kanadas wieder verlassen. Was nachklingt, ist ein tiefes Verständnis und das Gefühl, im Reservat echte Freunde gefunden zu haben.